Risiken der Hormonersatztherapie

Wenn die Wechseljahre beginnen und die Produktion von Hormonen in den Eierstöcken zunehmend nachlässt, leiden viele von uns unter den typischen Wechseljahresbeschwerden. Bei manchen sind die klimakterischen Beschwerden eher leicht, bei anderen können sie aber wirklich gravierend sein und als echte Belastung empfunden werden.

Noch vor einigen Jahren dachte man in solchen schweren Fällen fast automatisch an eine Hormonersatztherapie (HET). Heute ist dies wegen ihrer beträchtlichen Risiken nicht mehr die Standardbehandlung, sondern glücklicherweise eher die Ausnahme.

Zuviel des Guten?

Man geht davon aus, dass mehr als fünf Millionen deutsche Frauen über mehrere Jahre hinweg Hormonpräparate nahmen. Und zwar sowohl präventiv als auch beschwerdeinduziert. Der Pharmalobby gelang es erfolgreich, die Wechseljahresbeschwerden als eine Art Krankheit darzustellen, der nur medikamentös beizukommen sein. Ein Irrtum wie wir inzwischen wissen.

Solange man die Hormonersatztherapie gegen klimakterisch bedingte Symptome standardmäßig verwendete, waren Kombinationen von Östrogenen und Gestagenen üblich. Bei Frauen, denen die Gebärmutter entfernt worden war, wurden auch reine Östrogenpräparate eingesetzt. Laut Erkenntnissen des deutschen Krebsinformationsdienstes wurde die Behandlung in vielen Fällen sogar noch nach den Wechseljahren fortgesetzt. Davon versprach man sich damals einen wirksamen Schutz vor altersbedingten Erkrankungen wie etwa Osteoporose.

Neue Erkenntnisse führten zu Sichtwechsel

Heute hat man allerdings eine ganz andere Sicht auf die Dinge, denn mittlerweile wissen die Forscher besser um die Risiken der Hormontherapie. Vor allem das erhöhte Brustkrebsrisiko wird als Kontraindikation für eine medikamentöse Zufuhr von synthetischen Hormonen betrachtet. Zwei Studien aus den Jahren 2002 und 2003 führten zu dieser Erkenntnis. Folglich warnte das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bereits Ende 2002 vor den Risiken der Hormonersatztherapie.

Unter anderem wurde festgestellt, dass das Brustkrebsrisiko nach fünfjähriger Einnahme eines chemischen Kombinationspräparates deutlich anstieg. Es stieg an, je länger die Therapie durchgeführt wurde. Aber auch die chemischen Monopräparate gegen die klassischen Wechseljahresbeschwerden schnitten nicht viel besser ab gemäß einer britischen Studie aus dem Jahr 2003.

Das erhöhte Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, wiesen dänische Forscher in einer Studie von 2009 nach. Hier wurde sowohl die Hormonersatztherapie mit reinen Östrogenen, als auch die Kombinationstherapie mit Östrogen und Gestagen kritisch unter die Lupe genommen. Frühere Untersuchungen hatten diesen Verdacht entstehen lassen. Hatte man Hormonersatzpräparate genommen, konnte man mit einer Normalisierung des Erkrankungsrisikos erst innerhalb von zwei Jahren nach der Absetzung des Präparates rechnen.

Und als ob das alles noch nicht reichen würde, stellte eine umfassende amerikanische Studie ebenfalls im Jahr 2009 fest, dass die Wahrscheinlichkeit, an Lungenkrebs zu erkranken und sogar daran zu sterben, mit der Einnahme von künstlichen Hormonen ansteigt.

Fragen Sie ihren Arzt nach Risiken und Nebenwirkungen

Die geschilderten Erkenntnisse der Krebsforscher ergänzten die Palette bereits bekannter Risiken wie etwas Embolien, Thrombosen, Schlaganfällen und häufigeren Harnwegsinfekten.

Vor dem Hintergrund dieser Sachlage, sollte in enger Abstimmung mit dem Frauenarzt geklärt werden, ob eine Hormonersatztherapie das geeignet Mittel der Wahl ist. Es gibt durchaus Indikationen, bei denen die Gabe der geringstmöglichen Dosis angezeigt ist – etwa bei sehr schweren Hitzewallungen oder einer ausgeprägten Osteoporose. Die Faustregel lautet, dass nur Frauen mit besonders schweren Wechseljahresbeschwerden überhaupt ein HET verordnet bekommen. Und dann sollte die Therapie auch nicht auf Dauer angelegt ein, sondern zeitlich begrenzt eingesetzt werden.

Mittlerweile stehen der Medizin glücklicherweise zahlreiche alternative Behandlungsansätze und Mittel zur Verfügung.