Wechseljahre – reine Frauensache?

Die meisten Frauen stöhnen unter der Last der Wechseljahre, obwohl rund ein Drittel nicht allzu sehr unter den klassischen Beschwerden zu leiden hat. So manche Geschlechtsgenossin denkt insgeheim, dass wir Frauen gegenüber dem Mann benachteiligt sind. Wir haben monatliche Regelblutungen, tragen die Kinder aus und müssen zu allem Übel auch durch die Wechseljahre, während die Männer von all dem verschont bleiben. Doch ganz so ist es nicht!

Da sieht man(n) alt aus

Mit dem Begriff »Klimakterium Virile« bezeichnet man zuweilen die Wechseljahre des Mannes. Andere Begriffe in der medizinischen Literatur sind Andropause, ADAM oder PADAM, beides begriffliche Abkürzungen für denselben Vorgang der hormonellen Veränderungen. Die männlichen Wechseljahre sind kein prominentes Thema in der Alltags-Literatur, weil sie sich anders äußern und oft gar nicht als Wechseljahre wahrgenommen werden. Man nimmt sie eher als Alterserscheinungen wahr.

Im Grunde sind sie es auch. Während des Klimakteriums des Mannes sinkt der Testosteronspiegel ab, ganz ähnlich wie bei der Frau der Östrogenspiegel. Doch während bei der Frau schlußendlich die Phase der Fruchtbarkeit endet, sinkt beim Mann oft nur die Rate sexueller Betätigung. Zeugungsfähig bleibt er meist sein ganzes Leben lang. Und auch wenn der Testosteronspiegel im Alter absinkt, bleibt doch zumindest ein gewisses Niveau erhalten und ist eher selten die Ursache für Erektionsstörungen und Impotenz. Diese sind meist eher funktionell bedingt oder psychisch verursacht, oft auch multikausal.

Dennoch kann es sein, dass auch ein Mann durch seine Wechseljahre in eine emotionelle Krise gerät und alte Lebensmuster in Frage stellt. Die Hormonschwankungen samt ihrer typischen Begleiterscheinungen sorgen dafür, dass Männer in den zweiten oder dritten Frühling verfallen oder plötzlich Panik vor dem Alter bekommen.

Mann hat es nicht leicht

Das Abnehmen von Potenz und Libido wird meist als wesentliches Symptom genannt, weil es die Selbstidentifikation des Mannes am Empfindlichsten stört. Die Ejakulat-Menge sinkt. Und auch wenn der Mann potentiell noch Kinder zeugen kann, sinkt doch die Wahrscheinlichkeit, dass die Hoden noch genügend gesunde Samen herstellen.

Es kann durch die hormonellen Veränderungen im männlichen Organismus aber auch zu Schlafstörungen, Herzrasen, Gewichtszunahme oder einem Nachlassen der Leistungsfähigkeit kommen. Mit all dem können Männer meist nur schwer umgehen. Sie sehen sich in ihrem Selbstbild ins Wanken kommen und suchen oft einen Ausweg, indem sie eine neue Beziehung eingehen. Andere kündigen in ihrem langjährigen Beruf und fangen noch einmal ganz neu an. Auch Auswanderungspläne wegen nicht erfüllter Lebensträume nehmen nun leichter Gestalt an. Der Porsche oder die Segelyacht dienen oft als Ersatzsymbole der eigenen Männlichkeit.

Nicht verzagen, Frauen fragen

Zahlreiche organische Funktionen werden durch Mikronährstoffe, Vitamine oder Aminosäuren gesteuert. Von diesen benötigt man im Alter tendenziell mehr, weil der Organismus sie nicht mehr in ausreichender Menge produziert. Als Folge können Haarausfall oder Potenzprobleme auftauchen. Da Hormonersatztherapien beim Mann in der Regel nicht angewendet werden, machen diejenigen Männer, die sehr unter den Beschwerden ihrer männlichen Wechseljahre leiden, verstärkt Sport, setzen auf eine Diät oder nutzen heimlich Potenz- bzw. Haarwuchsmittel  – manchmal auch alles gemeinsam.

Und was für Frauen gilt, ist selbstredend auch für die männliche Spezies gültig. Vitalstoffreiche Ernährung ist hilfreich, den gestressten Organismus besser auszubalancieren. Extra auf den Mann abgestimmte Nahrungsergänzungen können die leeren Nährstoffdepots wieder auffüllen und das männliche Klimakterium erleichtern. Denn zahlreiche organische Funktionen werden durch Mikronährstoffe, Vitamine oder Aminosäuren gesteuert. Von diesen benötigt man im Alter tendenziell mehr und der Organismus stellt sie nicht mehr in ausreichender Menge her.

Gelassenheit und Akzeptanz sind aber immer noch die besten Mittel gegen die unvermeidlichen Umstellungen, die das Altern einleiten. Man kann diese Zeit auch zur Kontemplation nutzen und tatsächlich einige Dinge im Leben aussortieren, die nicht mehr annehmbar erscheinen. Ob man aber eine langjährige Beziehung aufs Spiel setzt, nur weil die Hormone wallen, muss jeder (Mann) für sich selbst entscheiden.

Vielleicht kommt man sich gerade jetzt wieder näher und entdeckt, dass das gemeinsame Altern auch gute Seiten hat. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Man hat mehr Zeit für sich, geht keine faulen Kompromisse mehr ein und hat beruflich meist erreicht, was man erreichen wollte. Warum nicht einfach diese Zeit des Lebens genießen?