Sind die Wechseljahre ein gesellschaftliches Problem?

Warum nur sind die weiblichen Wechseljahre hierzulande ein so großes Problem? Wir wissen aus asiatischen, arabischen oder afrikanischen Kulturen, dass es dort anders gehandhabt wird. Oder sagen wir so: In diesen Kulturen darf man alt werden. Dem Alter wird sogar häufig ein hoher Wert zugemessen. Nur wir gehen immer konsequenter den amerikanischen Weg, in dem Jugendlichkeit und Fitness auch im Alter wichtiger sind als Reife und Altersweisheit.

Der Umgang macht den Unterschied

In allen Völkern kommen die Frauen in die Menopause – das liegt in der Natur der Dinge. Was sie unterscheidet, ist jedoch der Umgang damit. Ich habe immer den Eindruck, man kennt nur in den westlichen Ländern klimakterisch bedingte seelische Befindlichkeitsstörungen, Depressionen oder einen Mangel an Selbstwertgefühl.

Heute wie früher ist das Negativ-Image einer Fünfzigjährigen bei uns kein Vorbild für die Jugend. Deshalb sind auch lediglich die ewig jugendlich frisch wirkenden Fünfzigerinnen wie Iris Berben überhaupt erwähnenswert. Hätte Frau Berben das Gesicht von Mick Jagger, würde kein Hahn nach ihr krähen. Männer im selben Alter sind in den »besten Jahren«. Bei Frauen sagt man das von Dreißigjährigen. Nicht umsonst nehmen sich zahlreiche Männer im »besten Alter« eine jüngere.

Kein Wunder also, dass wir Frauen uns bemühen, möglichst lange attraktiv und vital zu sein. Doch dann kommen die Wechseljahre und machen uns vermeintlich einen Strich durch die Rechnung. Manch einer wächst ein Damenbart, andere haben Haarausfall, die Haut altert sichtbar. Und selbst die seelischen Belastungen scheinen in den westlich orientierten Ländern größer zu sein als bei anderen Völkern.

Die Zahlen sprechen für uns

Statistisch gesehen ist derzeit ungefähr jede zehnte Frau in den Wechseljahren. Zukünftig steigt dieser Wert sogar noch an, da unsere Gesellschaft zunehmend überaltert. Vor diesem Hintergrund sollte man eigentlich annehmen, dass der gesellschaftliche Wert älterer Mitmenschen steigen müsste. Tut er aber bislang nicht. Eher das Gegenteil ist meiner Meinung nach der Fall. Und das bleibt nicht ohne Folgen:  Von der genannten Zahl der Frauen im Klimakterium leiden weit über die Hälfte an seelischen, psychosozialen oder körperlichen Beschwerden. Die Intensität und Ausprägung allerdings unterscheidet sich.

Neben den typischen Hitzewallungen und Schweißausbrüchen klagen viele Betroffene über Schlafstörungen, Kopf- oder Gelenkschmerzen, Atemnot oder sexuelle Probleme sowie insgesamt nachlassende Libido. Schlimmer aber wirken sich oft die seelischen Nebenwirkungen aus. Nicht jede Frau kommt gut mit ihrer Weinerlichkeit, zunehmenden Ängsten, der inneren Unruhe oder plötzlichen Reizbarkeit klar. Dazu addieren sich eine leichtere Erschöpfbarkeit und eine schlechtere Regenerationsfähigkeit. Alterserscheinungen und Konzentrationsstörungen nehmen zu.

Und zu allem Überfluss verlassen die Kinder in dieser Zeit oft das elterliche Nest, was weitere seelische Probleme nach sich zieht. Aber interessiert das unsere Gesellschaft? Erhalten wir als Leidtragende die nötige Unterstützung? Nehmen unsere Familie, unsere Freunde oder gar unser Chef Rücksicht auf diesen über Jahre andauernden Zustand namens Wechseljahre? Entlasten oder würdigen Sie wenigstens die Umstände? Nein, leider viel zu selten, denn in unserer Gesellschaft hat man zu funktionieren.

Haltung bewahren

Zum Teil ist eher die gegensätzliche Haltung verbreitet: Frauen im Klimakterium dürfen endlich wieder voll arbeiten und sollten froh darüber sein. Unsere Fähigkeiten zum Organisieren, Delegieren und zum Multitasking sind gefragter denn je. Prinzipiell begrüße ich diesen Anspruch. Solang unsere Partner sich nicht mit unseres Klimakteriums von uns abwenden und attraktiveren jüngeren Damen zuwenden.

Wir können doch stolz sein, auf unsere Stärken, auf unsere Kreativität bei der Lösung von Problemen. Wer die Initiative ergreift und die Wechseljahre als Chance für eine innere Neuorientierung begreift, kommt deutlich besser damit klar. Die Gesellschaft hilft uns dabei insofern, dass es für Frauen in den Wechseljahren heutzutage zahlreiche Angebote gibt, die vor einigen Jahren noch undenkbar waren. Hormonyoga-Kurse, Gesprächsrunden für Frauen der Generation 50+ oder Sportkurse für Ältere eröffnen neue Möglichkeiten. Zusätzlich können wir unsere Vitalität durch einfache Maßnahmen wie eine Ernährungsumstellung und die Zuführung der richtigen Nährstoffe, Vitamine und Aminosäuren erhöhen.