Die Wechseljahre der Frau
Ich glaube, dass es nur über wenig so viele Missverständnisse wie über die Wechseljahre der Frau gibt. Auf der einen Seite stehen die überbewerteten Symptome, die zugegebenermaßen tatsächlich das Leben beeinträchtigen können. Auf der anderen Seite steht häufig die mangelnde Rücksichtnahme des Umfelds, das meist nicht allzu viel Verständnis für Stimmungsschwankungen oder Unwohlsein hat. Als Hausfrauen, arbeitende Ehefrau und/oder Mutter haben wir gefälligst zu funktionieren! Regelmäßige Berichte über klimakterische Beschwerden in der Tagespresse oder in Gesundheitsforen tun ihr Übriges, uns Frauen zu verunsichern.
Keine Angst meine Damen
Denn die Furcht vor den Wechseljahren ist unberechtigt. Seit Menschengedenken haben wir Frauen diese Zeit des Übergangs und der Veränderung überstanden. Hormonelle Umstellungen sind etwas ganz natürliches. Man kann sie heute nur weitaus besser behandeln als früher. Das Ende der Menstruationszyklen bedeutet nicht das Ende des Frauseins, sondern markiert lediglich das Ende der Reproduktionsfähigkeit. Und das hat auch durchaus seine Vorteile: Endlich keine Verhütungsmittel mehr, Schwangerschaft ausgeschlossen. Das kann enorm entspannend beim Sex sein, oder?
Viele Frauen befürchten, dass mit dem Eintritt der Menopause auch das Ende der sexuellen Attraktivität, der Fraulichkeit oder Jugendlichkeit einhergeht. Nicht selten resultieren aus dieser Haltung seelische Probleme und Depressionen. Und diese gelegentlichen depressiven, gereizten oder weinerlichen Verstimmungen wachsen sich womöglich zu einer echten Lebenskrise aus. Soweit sollte es nicht kommen.
Ein Perspektivwechsel kann hilfreich sein
Manchmal hilft es bereits, wenn wir uns ins Gedächtnis rufen, wie andere Kulturen mit dem Thema Wechseljahre umgehen. In zahlreichen Völkern auf dieser Erde wird nur selten über die typischen Symptome geklagt. Insbesondere für Kulturkreise, in denen Frauen auch im Alter noch hoch geschätzt werden und eine wichtige soziale Funktion einnehmen, gilt das. Hier sind insbesondere die asiatischen Völker zu nennen.
Unsere gesellschaftlichen Schönheitsideale und das damit verbundene Frauenbild sind es, die uns zum Problem werden. Jedenfalls, wenn wir es zulassen!
Worüber reden wir eigentlich?
Im Normalfall beginnen die Wechseljahre der Frau, auch Klimakterium genannt, mit Mitte vierzig bis Mitte fünfzig. Der Menstruationszyklus zeigt Schwankungen und Unregelmäßigkeiten, dann hört er ganz auf. Die Östrogenproduktion wird erheblich vermindert. Die Knochendichte ändert sich, die Muskelmasse wird zu Gunsten der Fettmasse weniger. Die Haut wird trockener und faltiger.
Die Anfänge der Wechseljahre können als moderat oder heftig wahrgenommen werden. Normalerweise gewöhnt sich der Organismus nach einer Weile an die Hormonschwankungen und stellt sich auf sie ein.
Mediziner unterteilen die Wechseljahre denn auch in mehrere Phasen: Die Prä-Menopause, die eigentliche Menopause, die Peri-Menopause und die Post-Menopause. Als Klimakterium praecox bezeichnet man ein verfrühtes Einsetzen des Klimakteriums, beispielsweise wenn beide Eierstöcke im früheren Lebensalter entfernt werden mussten.
Die Möglichkeiten zur Linderung sind vielfältig
Ob man nun zu einer Hormonersatztherapie greift oder die Wechseljahre lieber mit natürlichen Mitteln behandelt, hängt nicht zuletzt von der Schwere der Symptome und dem Rat ihres Arztes ab. Aber auch Vorerkrankungen können die Entscheidung für oder gegen bestimmte Therapien beeinflussen.
Gegen die typischen psychischen oder neurovegetativen Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Weinerlichkeit, depressive Verstimmungen oder Ängstlichkeit ist so manches Kraut gewachsen. Die moderne Medizin, Homöopathie und Naturheilkunde bieten zahlreiche Möglichkeiten – und die Ernährung kann auch helfen, den gestressten Körper wieder ins Lot zu bringen. Zumindest kann man ihm die Arbeit in der Umstellungsphase erheblich erleichtern. Wichtig ist, dass man seinen Zustand als normal akzeptiert und nicht als Krankheit empfindet.
Wer aus falscher Scham nicht über seine hormonell bedingten Symptome und Schwierigkeiten spricht, kann auch keine Rücksichten im Umfeld erhoffen. Dabei tut Reden der Seele gut. Sich ruhig mal mehr Zeit für dich selber nehmen, sich mal richtig verwöhnen lassen. Wellness-Einheiten einstreuen, wenn ich sie mir leisten kann. Wenn nicht jetzt, wann dann, lautet die Devise aus meiner Sicht.
Yoga und andere Entspannungstherapien können dabei helfen, den strapazierten Organismus in seinen Bedürfnissen besser zu erspüren. Ein Mix aus Sport und regelmäßiger Entspannung verhilft einem zu mehr Ausgeglichenheit und besserem Schlaf. Baldrian, Aminosäuren oder Johanniskraut sind gute Helfer gegen nervöse Unruhe und Stimmungsschwankungen. Schwimmen, Wandern, Walken und Fahrrad fahren kommen in Betracht. Sie halten die Haut straff, sorgen für mehr Muskelmasse, eine bessere Durchblutung und höhere Knochendichte.
Auf die Ernährung kommt es an
Ich bin der Meinung, dass leichtes, vitalstoffhaltiges und gesundes Essen in den Wechseljahren besonders wichtig ist, denn der Körper braucht jetzt mehr Unterstützung denn je. Er kann seine Aufgaben und Reparaturaufträge besser erledigen, wenn er genügend Enzyme, Vitamine, gesunde Fettsäuren, Phytohormone, Mikronährstoffe und Aminosäuren zugeführt bekommt. Gegebenenfalls kann man mit homöopathischen Mitteln oder speziell abgestimmten Nahrungsergänzungen Defizite ausgleichen oder heilende Impulse setzen. Gut abgestimmte Kräutertees lindern Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen.
Kurzum: Wer aktiv wird, wird auch seine Wechseljahre positiv gestalten können und nicht durchleiden müssen. Die Wechseljahre bergen sogar die Chance zu einer Bereicherung bezüglich der Selbsterfahrung, wenn wir uns Zeit für uns nehmen und uns auf uns selbst konzentrieren und erspüren.